Monstrosa
Essay über Bodyshaming und Hierarchien auf Furche.at
Im Sommer tobte in den sozialen Medien eine Diskussion über tatsächliches oder empfundenes Bodyshaming – nicht zum ersten Mal. Was der emotionalen Debatte fehlt, ist die Erkenntnis, warum die Abwertung mancher Körper ein gesamtgesellschaftliches Phänomen widerspiegelt – und inwiefern sie nicht nur den Dicken schadet, sondern auch den Schlanken.
Die Hierarchien, die unsere Gesellschaft über Jahrhunderte prägten, verließen uns nie gänzlich. Zwar leben wir nicht mehr nach dem Motto „Kaiser/König/Edelmann“, aber der Drang, sich mit anderen zu vergleichen und so seinen Rang und Wert zu finden, ist geblieben. Bei Männern findet das sich Einordnen in der Wertehierarchie oft über den beruflichen Kontext statt: Wer hat das größere Büro, den prestigesträchtigsten Berufstitel usw. Bei uns Frauen zählt das Aussehen nach wie vor mehr, als es sollte.
Essay „Gestörte Genüsse, monströse Mahlzeiten“ im Schreibräume-Magazin 1/24
„Über Essstörungen zu schreiben heißt auch, über Essen zu schreiben. Über das schwierige Verhältnis zu Nahrungsaufnahme, über Ängste und Besessenheit, über kalorienreiche Träume und fanatische Restriktion. Beim Schreiben meines Romans Monstrosa (erschienen im Herbst bei Kremayr & Scheriau) war die Frage nach dem „wie“ eine meiner zentralen Herausforderungen. Die Heldin von Monstrosa – Isabella, eine dicke, bulimische Opernsängerin – weist sich auf Druck ihrer Gesangslehrerin in eine Essstörungsklinik im Wienerwald ein, in der seltsame Dinge geschehen. Obwohl ich viele Elemente aus Schauerromanen / Gothic Novels und Body Horror verwendete, um das gestörte Selbst zu versinnbildlichen, war die reale Ebene der Nahrungsaufnahme mindestens genauso wichtig. Wie kann man möglichst viele Aspekte dieses ausgesprochen komplexen Themas beschreiben, ohne dass der Text zu überladen wird, zu dokumentarisch, ohne dass er seine narrative Dichte verliert?“
Leseprobe:
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„Wenn die Essstörung zum viralen Trand wird“– Essay für das Stichpunkt Magazin
„Die Anzahl essgestörter Patientinnen und Patienten steigt seit Jahren. Soziale Ansteckung in Internet ist dabei ein nicht zu unterschätzender Faktor. Längst geht die Gefahr nicht mehr nur von obskuren Anorexie-Foren aus.
Eugenias Knie sind breiter als ihre Oberschenkel, ihre Ellbogen dicker als ihre Oberarme. Unter dem kurzen Top kann man jede einzelne Rippe zählen, ihr Körper scheint nur aus Knochen und Sehnen zu bestehen, über denen sich fragile Haut spannt. Sowohl ihre knappen Outfits als auch ihre Posen auf Fotos und in Videos sind genau darauf ausgerichtet, dass man ihre extremste Schlankheit möglichst gut sehen kann. Dennoch – oder vielleicht gerade deshalb – hat Influencerin Eugenia Cooney Millionen Follower. Allein auf Instagram folgen der 29-jährigen Amerikanerin über 700.000 Menschen, auf Tiktok 2,7 Millionen, in diversen Reddit-Foren wird jeder ihrer Auftritte diskutiert und seziert.“
MONSTROSA
Schauerroman meets Body Horror: Eine Opernsängerin nimmt im Kampf mit fragwürdigen Idealmaßen und ihren eigenen Dämonen monströse Züge an – mit ungeahnten Folgen. Isabella Vlcek, eine übergewichtige, essgestörte Opernsängerin ohne Engagements, sucht in einer psychiatrischen Klinik Heilung für sich und ihre Stimme. Als sie auf eine Clique eng verschworener Mitpatient:innen trifft, die sie ablehnen und seltsame Rituale abhalten, brechen alte Traumata auf. Von Albträumen gequält, muss Isa mitansehen, wie ihr Körper sich verwandelt. Während sie mit ihrem neuen, monströsen Selbst kämpft, beginnt auch beim Rest der Gruppe eine Verwandlung … Rhea Krčmářová schafft eine packende Reflexion über die Entfremdung vom eigenen Körper und den Preis virtueller Schönheitsnormen.
MONSTROSA ist ab sofort im Buchhandel erhältlich.
LESUNGEN HERBST 2023
- 2.10.2023, 19h Buchpräsentation MONSTROSA (gemeinsam mit Eva Reisinger, „Männer töten“ – Leykam)
Österreichische Gesellschaft für Literatur – Lesungsort Café Central, Arkadenhof*, Herrengasse 14, 1010 Wien
- 10.10.2023, 19h Wienreihe: Die Kulturabteilung der Stadt Wien stellt Stipendiat*innen und Preisträger*innen vor.
Didi Drobna: Was bei uns bleibt, Rhea Krčmářová: Monstrosa
Alte Schmiede, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien
- 3.11. 2023 20h Lesung MONSTROSA,
Kosmos Theater, Siebensterngasse 42, 1070 Wien
- 1.12.2023 18h Charity-Lesung für das Neunerhaus Wien