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    Essay zur Gender-Debatte

    Harry Potter ™ und der Penis der Lesben oder: Von der Pflicht, dysphorische
    Menschen anzulügen – Ein Essay von Rhea Krčmářová

    Dress however you please. Call yourself whatever you like. Sleep with any consenting adult who’ll have you. Live your
    best life in peace andsecurity. But force women out of their jobs for stating that sex is real? #IStandWithMaya
    #ThisIsNotADrill (J.K. Rowling, 19.12.2019)

    Betritt man in den Harry Potter-Romanen das Londoner Pub „Zum tropfenden
    Kessel“, schlängelt sich an seltsam gekleideten Gestalten vorbei in den Hof des
    Etablissements und klopft dort mit dem Zauberstab an eine – an sich
    unauffällige – Ziegelwand, verschieben sich die Steine und bilden ein Portal in
    ein magisches Universum, in dem die Regeln der Muggel nicht mehr gelten.
    Eine Welt, die für Außenstehende spannend bis bizarr wirkt, deren Gefahren
    und Abgründe aber nur Eingeweihten vertraut sind.

    In eine solche Parallelwelt versetzt fühlte sich 2019 auch die britische
    Finanzexpertin Maya Forstater. Die Saga begann damit, dass der Londoner
    Crossdresser und laut Eigendefinition „genderfluide“ Bankmanager Philipp
    Bunce, der zweimal pro Woche als sein „weibliches alter Ego“ Pippa – mit
    blonder Perücke und pinken Miniröcken – an seinem Arbeitsplatz Credit Suisse
    erscheint, von der Financial Times auf eine Liste der 100 erfolgreichsten
    Businessfrauen Londons gewählt worden war. Forstater kritisierte diese
    Entscheidung auf ihrem privaten Twitteraccount und wies darauf hin, dass
    man sein Geschlecht nicht ändern könne. Sie tweetete: „I share the concerns of
    @fairplaywomen that radically expanding the legal definition of ‚women‘ so that it can
    include both males and females makes it a meaningless concept, and will undermine
    women’s rights & protections for vulnerable women & girls.“ Und „Some transgender
    people have cosmetic surgery. But most retain their birth genitals. Everyone’s equality
    and safety should be protected, but women and girls lose out on privacy, safety and
    fairness if males are allowed into changing rooms, dormitories, prisons, sports teams.”
    Forstaters Arbeitgeber, der Thinktank Center for Global Development, verlängerte
    wegen dieser „transfeindlichen“ Tweets ihren Vertrag nicht, Forstater wurde
    also praktisch arbeitslos. Die Britin zog gegen diese Entscheidung vor Gericht,
    verlor in erster Instanz und gewann 2021 in zweiter.

    Spätestens seit der Fall Forstater durch das weltweite Web rollte, fanden und
    finden sich mehr und mehr Menschen – nicht nur, aber sehr oft Feministinnen –
    in einer Welt wieder, in den die Gesetze der Logik nicht mehr zu gelten
    scheinen, in einem schwarzmagischen Universum voller Mädchenpenisse,
    biologisch männlicher Lesben, stillender Väter, schwangerer Männer,
    Morddrohungen vonseiten der vermeintlich vulnerabelsten Minderheit,
    dutzender Geschlechter, brustamputierter Dreizehnjähriger, verteufelter
    Fischbiologinnen, Menopause vor der Abitur, BartträgerInnen in der
    Damensauna, Dragqueens in der Volksschule und im Volksschulalter und
    Vergewaltiger in Frauengefängnissen. Einer Welt, in der die Wirklichkeit –
    Biologie, Statistiken, Sozialisierung – keine Gültigkeit mehr hat, sondern einzig
    und alleine die subjektive Befindlichkeit zu gelten hat.

    Die vielleicht bekannteste genderkritische Feministin ist Harry Potter-
    Schöpferin J.K. Rowling. Zu Forstaters Unterstützung tweetete die Britin
    #istandwithmaya, worauf sie sich in den Augen vieler zu Voldemort, dem
    faschistoiden Bösewicht ihrer Zauberserie wandelte. Rowlings kritische Tweets
    – und das versuchte Cancelling Alice Schwarzers als „transphob“ seitens der
    Hochschülerschaft meiner Alma Mater, der Universität für Angewandte Kunst
    Wien, weckten mein Interesse. Ich wollte herausfinden, warum die mildtätige
    Humanistin Rowling und die streitbare Schwarzer, die bereits in den achtziger
    Jahren einen berührenden Essay zur Unterstützung von Transfrauen (Brief an
    meine Schwestern) schrieb, auf einmal hasserfüllt und nazi-nahe sein sollten.
    Warum sie in den Augen ihrer KritikerInnen zu TERFs geworden waren, trans
    exclusionary radical feminists. Der Begriff TERF war mir von Tumblr wage
    bekannt gewesen, und ich hatte mich gewundert, warum jemand etwas gegen
    transsexuelle Menschen einzuwenden hatte, oder ihnen gar das Leben schwer
    machen wollte. Transfrauen waren in meinen Augen ausschließlich eine
    winzige Gruppe sehr femininer, meist homosexueller Personen gewesen, die
    „durch die Hölle“ gingen, um „sie selbst“ sein zu können. Menschen, die alles –
    von schmerzhaften Enthaarungsprozeduren bis zu einer langen Latte an
    schweren OPs – auf sich nahmen, um „passing“ zu sein, also als ihr gefühltes
    Geschlecht durchzugehen, und dann still und unauffällig ein Leben „als Frau“
    führen zu können. Natürlich würde ich für diese Transfrauen (und – männer)
    die gewünschten Pronomen verwenden, und gegen alle Diskriminierung
    auftreten. Meine eigene Erfahrung mit Transmenschen war sehr limitiert
    gewesen, die wenigen Begegnungen waren meist derart verlaufen, dass das
    Transsein sich im Hintergrund gehalten hatte und der Fokus auf anderen
    Themen – zB einer literarischen Debatte – gelegen war. Dass zwei Transfrauen
    auf eine sehr maskuline Art versucht hatten, sich mir zu nähern, hatte ich mit
    Mitgefühlt beobachtet, hatte mir gedacht, die Armen müssten einfach noch
    daran arbeiten, ihre männliche Sozialisierung loszuwerden. Ich war auch – da
    ich mir die Statistiken nie genauer angeschaut hatte – der festen Meinung
    gewesen, Transfrauen hätten ein überdurchschnittlich hohes Risiko, ermordet
    zu werden. Warum also waren Rowling und Schwarzer diesen armen
    Menschen gegenüber auf einmal feindlich eingestellt, fragte ich mich, und
    begann zu googeln.

    Was ich fand, entsetzte mich zu tiefst. Die harmlosen, femininen Transsexuellen
    waren in den Hintergrund getreten, waren – hauptsächlich, aber nicht nur im
    englischsprachigen Raum – einer neuen, hoch aggressiven Art „Transfrau“
    gewichen. Einer Person, die in den meisten Fällen gar nicht daran dachte, sich
    einer Geschlechtsangleichungs-OP zu unterziehen, und stattdessen voll
    männlichen Furors einen Kampf führte – allerdings nicht gegen die Männer, die
    Transfrauen schlagen und ermorden, sondern gegen Feministinnen. Bereits in
    den ersten Tagen meiner Recherche las ich hunderte Mord- Gewalt- und
    Vergewaltigungsdrohungen von „Transfrauen“ gegen „TERFs“ (zb auf der
    Seite terfisaslur.com), las von Angriffen von TransrechtsaktivistInnen – TRAs –
    auf Frauendemos und sogar auf ein Frauenhaus (Vancouver Rape Relief), von
    Vergewaltigern in Frauengefängnissen, von biologisch männlichen Personen,
    die im Sport gegen Frauen antraten und diese schlugen – metaphorisch und,
    wie im Fall Fallon Fox, auch körperlich. Während man nach wie vor von
    Männern, Buben und Vätern spricht, werden – ohne Rücksicht auf MigantInnen
    und neurodivergente Menschen zu nehmen – aus Frauen, Mädchen und
    Müttern zusehends „vulva havers“, „bleeders“, „breeders“, „menstruators“
    „vagina owners“, „birthing people“, „chestfeeders“ und „gestational carriers“.
    Gleichzeitig fasziniert und erschrocken von dem, was ich fand – und von dem
    man im deutschsprachigen Raum so gut wie nichts las – setzte ich Anfang 2020
    meine Suche nach Antworten fort, und fiel – pandemiebedingt in meinen
    eigenen vier Wänden eingesperrt – durch ein Recherche-Kaninchenloch direkt
    auf das Schlachtfeld zwischen Queer-Aktivismus und genderkritischen
    Feministinnen. Lernte – zuerst nur virtuell, später dann auch persönlich –
    gecancelte Feministinnen wie Jess de Wahls kennen. Erfuhr, was Menschen –
    meist Frauen – passiert, wenn sie wagen, sich den TRAs und ihren Allys zu
    widersetzen. Begann zu verstehen, wie es zu der Entwicklung kommen konnte.
    Vor ca. 10-15 Jahren begannen LGBT-Organisationen, ihren Fokus weg von
    homo- und bisexuellen Meschen hin zu trans, queer und mehr zu verschieben.
    Mag sein, dass es auch daran lag, dass mit der Einführung der Ehe für Alle und
    dem Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare der Kampf für LGB
    zumindest in vielen westlichen Ländern gewonnen schien, und die
    Organisationen sich, statt sich aufzulösen, lieber ein neues Bestätigungsfeld
    suchten. Mit dieser Neuausrichtung kam auch etwas, das für den gesamten
    Trans-Diskurs symptomatisch ist: eine Begriffsverschiebung bzw –
    aufweichung. Hatte man bis dahin von transsexuellen Menschen gesprochen –
    also Personen, die Aufgrund einer diagnostizierbaren Geschlechstdysphorie
    subjektiv das Gefühl hatten, im falschen Körper / Geschlecht zu leben, hieß der
    politisch korrekte Begriff jetzt „transgender“. Nun ging es um das wage, aus
    der Queer Theory übernommene Konzept einer „Geschlechtsidentität“, mit
    dem man geboren werde – weiblich, männlich, nichtbinär und mehr. Die
    britische Organisation Stonewall – lange ein Vorkämpfer für die Rechte von L,
    G und B – veröffentlichte Anfang der 2010er-Jahre den trans umbrella, unter den
    quasi alle Menschen fielen, die nicht dem Stereotyp des Almdudler-Pärchens
    entsprachen: „Trans“ – an umbrella term to describe people whose gender is not the
    same as, or does not sit comfortably with, the sex they were assigned at birth – meinte
    auf einmal auch “transgender, transsexual, gender-queer (GQ), gender-fluid,
    non-binary, gender-variant, crossdresser, genderless, agender, nongender, third
    gender, bi-gender, trans man, trans woman,trans masculine, trans feminine and
    neutrois”, aber auch Dragkings- und queens und sogar feminine Männer und
    maskuline Frauen. Seitdem werden Transsexuelle wie Buck Angel, Blaire White
    oder Youtuberinnen „Rose of Dawn“ oder „PersiaX“, die darauf bestehen, dass
    man ohne Geschlechtsdysphorie nicht trans sei, von ihrer eigenen Community
    beschimpft – als truescum, transmedicalist und als Stieffellecker.

    Die Re-Definition von Trans hat eine neue Art von Transfrau erschaffen –
    Menschen, die man früher eher als Crossdresser und Transvestit bezeichnet
    hätte, und für die das Trans-Sein ein Resultat dessen ist, was die
    PsychologInnen Dr. Anne Lawrence (die selbst in diese Kategorie fällt) und Dr.
    Ray Blanchard als „Autogynephilie“ bezeichnen – also Männer, die sexuell von
    Gedanken erregt werden, sich selbst als Frau zu sehen oder/und weibliche
    Tätigkeiten durchzuführen. Während diese spezifische Vorliebe für manche
    Betroffene durchaus auch zu einer Form der Geschlechstdysphorie führen
    kann, streiten andere dies vehement ab und sprechen stattdessen davon, gender
    euphoria zu empfinden, was sich in den meisten Fällen in sexueller Erregung
    niederschlägt.
    Der Umgang mit Autogynephilie innerhalb der Transcommunity variiert. Es
    gibt vereinzelt Betroffene, die sehr offen über ihre Erfahrung reden, so die
    englische Transfrau Dr. Debbie Hayton. Andere in der queeren Community
    verneinen die Existenz von „AGP“ als solches, erklären die Erkenntnisse von
    Lawrence und Blanchard zu Pseudowissenschaft, und reden von unsterblichen
    Genderseelen, die es zu respektieren gibt. Dabei gibt es mehr als genug
    Hinweise – von abertausenden Photos und Videos von männlichen Personen in
    weiblicher Reizwäsche, Perücke und in aufreizenden Posen, bis hin zu
    einschlägigen Videos und Literatur. Ein Extrembeispiel ist Transfrau Kayla
    Lemieux aus Kanada, bekannt für gigantische Fetisch-Silikonbrustprothesen im
    Werkunterricht.

    Überhaupt scheint Pornographie in dieser Entwicklung eine zunehmend
    stärkere Rolle zu spielen. So sprach Lilly Wachowski, eine Hälfte des bei der
    Matrix-Trilogie Regie führenden trans-Geschwisterduos, in einem Interview
    darüber, wie der Konsum von Transpornos eine „Erleuchtung“ auslöste: „The
    first images I saw that struck a chord with me were trans images in
    pornography. It was something that unlocked in my brain and I saw these
    wonderful fearless performers becoming desirable. In my head I could take the
    leap where I felt that if I could be desirable maybe I could be loved.“
    Eine besondere Unterform der Trans-Pornographie ist „Bimbofication“ oder
    “Sissy Porn” – Filme und Bücher, in denen Männer “durch Zwang zur Frau
    gemacht werden” und durch diese Degradierung sexuelle Befriedigung
    erfahren. Transfrau Andrea Long Chu – jüngst mit dem Pulitzer-Preis
    ausgezeichnet – beschreibt folgende Erfahrungen mit dem Genre: „At the centre
    of sissy porn lies the asshole, a kind of universal vagina through which
    femaleness can always be accessed. Getting fucked makes you female because
    fucked is what a female is.“ Für Long Chu liegt die Essenz der Weiblichkeit in
    „an open mouth, an expectant asshole, blank, blank eyes“. Auch in die Literatur
    hat Sissy-Porn inzwischen Einzug gehalten, und zwar Torrey Peters´ Novelle
    „The Masker“ über einen von diesem Genre besessenen Crossdresser.
    Ungefähr gleichzeitig mit der Erschaffung des Trans-Schirms wird ein Slogan
    geboren, der die gesamte Diskussion bestimmt und die Quelle aller
    Komplikationen scheint: Transwomen are women. Transmen are men. Soll heißen,
    dass eine Transfrau auf jeden Fall wie eine „biologische“ Frau zu behandeln
    sein – egal ob mit geschlechtsangleichender OP oder ohne, bartlos oder mit an
    einen Holzfäller gemahnende Gesichtsbehaarung, ob homosexuell oder Vater
    einer halben Fußballmannschaft, ob dysphorisch oder – wie z.B. Tessa
    Ganserer, Mit-Glied des deutschen Bundestags – mit deutlich sichtbarem Penis
    unter dem engen Minirock.

    Nun mag man die Slogans TWAW/TMAM für etwas Gutes halten, geboren aus
    Mitgefühl für dysphorische Menschen. Hinter der wohlmeinenden Absicht
    verbergen sich aber Lügen und Abgründe. Transfrauen und Transmännern
    wird etwas versprochen, was nicht der Wahrheit entspricht, ihnen wird eine
    Vision vorgegaukelt, die nie erfüllt werden kann. Anstatt ihnen zu helfen, sich
    genauso zu akzeptieren, was sie sind – nämlich trans – wird ihnen von
    AktivistInnen, ÄrztInnen, Pharma-Salesmenschen und anderen versprochen,
    dass die Welt sie uneingeschränkt als das andere Geschlecht akzeptieren werde
    und müsse. Transfrauen (und Transmänner) machen sich vergebliche
    Hoffnungen, eingehüllt in eine Blase aus linksaktivistischen Lügen und
    wohlmeinendem Geflunker.
    Das medizinische Lexikon Pschyrembel beschreibt „Wahn“ als „inhaltliche
    Denkstörung im Sinne einer objektiv falschen, mit der Realität nicht zu
    vereinbarenden Überzeugung, die vernünftigen Gegenargumenten
    unzugänglich ist.“ Auf manche Entwicklungen im modernen Queer-
    Aktivismus scheint diese Beschreibung zuzutreffen. Von ihrer eigenen Bubble
    ermutigt und zum Teil durch Filter und Block-Orgien von kritischen Stimmen
    „geschützt“, gaukeln sich viele Transfrauen und Transmänner eine Welt vor, in
    der sie das andere Geschlecht sind. Alles wird der Bestätigung der
    Geschlechtsidentität untergeordnet, egal wie problematisch und realitätsfremd
    es sein mag. Auf Reddit und anderen Foren geben Transfrauen einander
    Schminktipps, tauschen sich über „weibliche“ Kleidung, Mimik und Gestik aus.
    Diskutieren, wie man sich eine „mädchenhafte“ Handschrift zulegt und sein
    Kopfnicken zur Begrüßung möglichst „feminin“ ausfallen lässt. Andere posten
    Fotos im Web und betteln um Komplimente. Fischen nach einer Bestätigung,
    dass sie nach so und so vielen Wochen / Monaten / Jahren auf Östrogen
    endlich als Frau durchgehen, dass ihr Make-up sie „feminin“ aussehen lässt
    (selbst wenn dies in den wenigsten Fällen zutrifft) oder bearbeiten ihre
    Profilbilder derart, dass nicht einmal ihre eigene Mutter sie mehr erkennen
    würde. Im Extremfall führt das Rollenspiel so weit, dass mehr und mehr
    Transfrauen sich einreden, die Hormontherapie würde dazu führen, dass sie
    „ihre Periode“ hätten und „menstruieren“. Nun mag es sein, dass es zu
    Nebenwirkungen führt, wenn man den Östrogenspiegel eines männlichen
    Körpers künstlich erhöht, und dass manche davon – Bauchkrämpfe und
    Stimmungsschwankungen – sehr wage an das erinnern, das manche Frauen im
    Laufe ihres Zyklus erleben. Weisen Feministinnen Transfrauen allerdings
    darauf hin, dass sie mangels weiblicher Anatomie keine Periode haben können,
    reagieren die Angesprochenen meist aggressiv, kontern mit Vorwürfen der
    Transphobie und versuchen, ihre „Menstruation“ mit hanebüchenen
    Erklärungen a la „das Östrogen erklärt meinen Körper, dass ich Darmkrämpfe
    bekommen soll“ zu verteidigen. Die Gefahr, dass schwere Nebenwirkung der
    Hormongaben oder mögliche ernste Erkrankungen wie Darmkrebs übersehen
    oder/und zu spät diagnostiziert werden, wird ausgeblendet. Dazu kommt, dass
    einige Transfrauen sehr vokal fordern, von GynäkologInnen behandelt zu
    werden, auch wenn denen jegliche Qualifikation im Umgang mit männlichen
    Genitalien (modifiziert oder im Originalzustand) fehlt. So tobt in Frankreich
    gerade eine mediale Debatte um Frauenarzt Dr. Victor Acharian, der sich
    weigerte, eine Transfrau zu behandeln, und daraufhin der Transphobie
    beschuldigt wurde.

    Nicht unbekannt sind auch Schwangerschaftsfetische und – wünsche. Manche
    Transfrauen (die oft mehrere Kinder gezeugt haben) sind fest überzeugt, dass
    sie moderne Medizin sie in absehbarer Zeit schwängern könne. Es gibt auch
    Transfrauen, die ihren chirurgisch modifizierten Penis als „Designer“-Vagina
    bezeichnen, in einer Mischung aus Unsicherheit und Aggression ihre
    „Transpussys“ mit teuren Designerhandtaschen vergleichen und Bio-Vaginen
    und – vulven als „Gratis-Plastiksackerl“ abstempeln. Andere Transfrauen
    wiederrum erklären ihren Penis zu einem „weiblichen“ Genital und nennen ihn
    „girldick“ oder „she-nis“.
    Manche dieser Transfrauen mit „Mädchenschwanz“ versuchen, sich ihre
    „weibliche“ Genderidentität zu bestätigen, indem sie sich als „Lesben“
    bezeichnen und vergeblich versuchen, auf Dating-Plattformen für lesbische
    Frauen ihr Glück zu versuchen. Lesben, die diese Entwicklung kritisieren,
    werden als transphobe Genitalfetischistinnen beschimpft und von den
    Plattformen verbannt. TRAs haben sogar einen Begriff kreiert, um das
    Abgewiesen-werden seitens sapphischer Frauen zu benennen: „cotton ceiling“,
    wobei die Baumwoll-Unterhosen der Lesben zu einer Barriere erklärt werden,
    die es zu durchbrechen gibt.

    Andere Transfrauen sehen sich nicht (nur) als Lesben, sondern scheinen sich
    selbst als Mädchen wahrzunehmen und als „girl“ zu bezeichnen. Transfrau
    Joane Studnik sagte 2019 in der Berliner Zeitung über die Effekte der
    Östrogengaben: „Was Mädchen mit elf, zwölf, dreizehn erleben, erlebe ich jetzt
    mit 53.“ Leider fragte der Interviewer und Studniks Journalistenkollege Arno
    Widmann nicht nach, wie es möglich sei, dass ein männlicher Körper im
    Andropausealter die „weibliche Pubertät“ durchlaufe.
    Überhaupt springen gerade linke Medien und andere Organisationen sehr
    unkritisch auf den Zug der Gender-Bestätigung auf, und feiern Transmenschen
    teils frenetisch für ihr „authentisches sie selbst“– Sein, ohne zu bedenken, ob es
    den Betroffenen wirklich guttut. So zelebrierten der „Independent“ und andere
    Medien Transfrau Sophie Rebecca und die „Transformation vom Rennfahrer
    zur Ballerina“, ohne darauf einzugehen, dass Sophie Rebeccas Tanzkünste
    freundlich formuliert als sehr ausbaufähig zu bezeichnen sind. Minna-Maaria
    Antikainen, 57, eiskunstlaufende Transfrau aus Finnland, durfte sich bei der
    Eröffnung eines internationalen Bewerbs im Jänner 23 als Zeichen der Inklusion
    vor großem Publikum präsentieren. Antikainen wackelte im kurzen Röckchen
    unsicher über das Eis, fiel vor den Augen unzähliger Menschen (in der Halle,
    vor den Schirmen und im Web) sogar hin und erntete bestenfalls Mitleid,
    vornehmlich aber Kritik und Spott.
    Auch sonst folgt, wenn die Nadel der Wirklichkeit die Blase der Gender-
    Bestätigung durchsticht, wieder und wieder ein schmerzhaftes Aufprallen. In
    langen Videos beschweren GenderaktivistInnen sich über „unsensible“ „cis“-
    Frauen, die „ohne Rücksicht auf die Gefühle von getriggerten Transfrauen“
    über ihre Periode und andere Belange ihres weiblichen Körpers reden. Andere
    wettern gegen Pussy-Hüte, und ich habe sogar einen empörten Twitter-Rant
    über „heteronormative“, da mit Vulven dekorierte Cupcakes gelesen.
    Nun könnte man das Ganze als harmlose online-Spinnereien einer kleinen
    Minderheit abtun, oder sich fragen, warum es denn so schlimm sei,
    dysphorische Menschen einfach sie selbst sein zu lassen oder sie mit
    mildtätigen Lügen („du gehst wirklich fast als Frau durch“ „dein Make-up sieht
    super feminin aus“) in ihrem gefühlten oder besser gesagt erwünschten
    Selbstbild zu bestätigen. Leider reicht es aber für viele Transfrauen nicht mehr,
    sich zu schminken, ihre Nägel anzumalen und im Erwachsenenalter den
    Kindertraum auszuleben, sich (im sicheren Rahmen unter Gleichgesinnten) als
    Ballerina oder Eiskunstläuferin auszutoben.

    Befeuert durch die Queer-Theorie, erstarken erzkonservative (und zumindest in
    linksprogressiven Kreisen längst überwunden geglaubte und von
    Feministinnen seit Jahrzehnten bekämpfte) Geschlechterrollen und –
    Stereotypen. Anstatt das Konzept von Gender als solches zu hinterfragen und
    zu erkennen, dass das biologische Geschlecht genau nichts mit den Talenten,
    Charaktereigenschaften, Stärken und Vorlieben eines Menschen zu tun hat,
    wird auf das Vorhandensein von „weiblichen“ und „männlichen“
    Eigenschaften gepocht, nur manchmal eben „gefangen“ im falschen Körper.
    Dieses „innere“ Geschlecht muss gelebt werden, egal um welchen Preis.
    Inzwischen hat der Wahn der Gender-Identität die reale Welt erreicht, und hat
    negative Auswirkungen außerhalb der virtuellen Bubble – auf die Einigkeit
    innerhalb der politischen Linken, den Feminismus, das Vertrauen der
    Bevölkerung in Medien und Politik, auf Schulen und Familien, und vor auf
    Frauen und Mädchen. Wo das Motto „transwomen are women“ ernst
    genommen wird, werden Transfrauen – beziehungsweise Männer, die sich als
    solche ausgeben – in sämtliche Frauenräume gelassen, ohne Rücksicht auf
    vulnerable, traumatisierte oder religiöse Frauen. Im Gegensatz zu manchen
    homosexuellen Transsexuellen, die von Natur aus oft „feminine“ Gesichtszüge
    aufweisen, die ihre Transition meist als junge Erwachsene beginnen und die
    gewisse Chancen haben, zumindest bei nicht allzu genauem Hinsehen „als Frau
    durchzugehen“ (sprich Damentoiletten betreten können, ohne Frauen zu
    erschrecken), können autogynephile Transfrauen ihr biologisches Geschlecht so
    gut wie nie verbergen. Dazu kommt die große Diskrepanz zwischen der Zahl
    der Menschen, die eine geschlechtsangleichende OP durchlaufen haben und
    deren, die eine Transidentität behaupten. Feministinnen schätzen, dass
    zwischen 80 und 95% aller Transfrauen intakte männliche Genitalien haben. So
    führt die Anwesenheit biologisch männlicher Personen bei Frauen im besten
    Fall zu Verunsicherung und Unbehagen. Im schlimmsten Fall resultiert die
    falsche Toleranz gegenüber Transfrauen in Retraumatisierung von
    Missbrauchsopfern, und sogar körperlicher und sexueller Gewalt gegen Frauen.
    Gerade im englischsprachigen Raum häufen sich die Vorfälle: von Transfrauen
    begangene sexuelle Übergriffe in Damentoiletten, Frauengefängnissen und
    anderen Räumen nehmen zu, dazu kommen Exhibitionismus und
    Gewaltdrohungen. In Kanada haben in den letzten Jahren gleich zwei
    transidente Männer Vergewaltigungen in Obdachlosenheimen für Frauen
    begangen. In Großbritannien versuchte ein Krankenhaus, die
    Vergewaltigung einer Patientin durch eine Transfrau zu vertuschen. Von den
    über 300 Transfrauen, die in Kaliforniens Gefängnissen einen Transfer in
    Frauengefängnisse beantragt haben, sind die meisten mehrfach vorbestrafte
    Sexualverbrecher. Auch in Kanada und Großbritannien ist die Prozentzahl der
    Sexualstraftäter unter den Transfrauen (bzw. Männern, die sich als solche
    ausgeben) weit höher als im Gefängnisdurchschnitt. Nun kann man natürlich
    argumentieren, dass diese Straftaten allesamt (oder überwiegend) von Männern
    begangen werden, die sich einfach als Transfrauen ausgeben. Selbst wenn das
    wahr wäre, lässt sich nicht wirklich unterscheiden, wer eine „genuine“
    Transfrau ist und wer das System ausnutzen will.

    Aber auch in anderen Bereichen hat die Inklusion von Transfrauen negative
    Auswirkungen für Frauen. Nicht nur, dass zum Beispiel es keinen Sinn ergibt,
    Sport nicht mehr in Geschlechtskategorien einzuteilen, sondern nach „gefühlter
    Geschlechtsidentität“. Transfrauen – die oft vor ihrer Transition im
    Männersport unter „ferner liefen“ gelistet waren (z.B Lia Thomas) oder (wie
    Laurel Hubbard) kurz vor der „Pensionierung“ standen, verdrängen
    Sportlerinnen vom Stockerl, kassieren zum Teil substantielle Preisgelder und
    verhindern, dass junge Athletinnen Sportstipendien für Universitäten
    bekommen – besonders bitter für Frauen aus finanziell schwachem Umfeld, die
    jahrelang wie besessen trainiert haben, um Armut und Chancenlosigkeit zu
    entkommen. Selbst Testosteronblocker scheinen den Vorteil von Körpern, die
    die männliche Pubertät durchlaufen, nicht wirklich zu minimieren (abgesehen
    davon, dass es Frauen gegenüber beleidigend ist, als „Männer mit niedrigerem
    Testosteronspiegel“ definiert zu werden).

    Es gibt inzwischen sogar Fälle, in denen Transfrauen „dank“ Hormonen und
    anderen Medikamenten eine milchartige Brustflüssigkeit produzieren, mit
    denen sie Babys „stillen“, ohne Rücksicht auf die Gesundheit der Kleinen.
    Transfrau Dana Fried, beschäftigt bei Google, beschreibt die Erfahrung, der
    neugeborenen Tochter die „Brust“ zu geben, folgendermaßen: „And yeah, I
    kind off got off on it. Don´t judge“. Unterstützt wird das Männerstillen
    inzwischen von La Leche League, einer weltweit agierenden Still-Organisation
    – sehr zum Entsetzen vieler ExpertInnen.

    Auch Traditionsmedien springen auf den Transzug auf und berichten von
    Männern begangene Verbrechen als „female crime“. Dass Schlagzeilen wie
    „Norwich woman jailed for cocaine-fuelled sex with a dog“, ergänzt vom Bild einer
    struppigen, eindeutig männlichen Person das Vertrauen von Leserinnen und
    Lesern gerade in Zeiten von „fake news“, alternativer Fakten und zunehmender
    Medienskepsis nachhaltig schädigen, scheint den Herausgebern bestenfalls
    nicht bewusst, im schlimmsten Fall egal. Sogar vor der Politik macht die
    Entwicklung nicht halt. In einer Presseaussendung von 27.4.22 erklärte das
    Weiße Haus, Rachel Levine, Vater von zwei Kindern und als Stellvertretung des
    Gesundheitsministers tätig, sei „eine Lesbe“. US-Vize Kamala Harris gratulierte
    Transfrau Dylan Mulvaney – bekannt durch das Bud Light-PR-Desaster und
    durch Tiktok-Videos voller sexistischer Stereotype – zu „365 Days of Girlhood“.
    In Großbritannien schweigt die Politik, wenn Feministinnen wegen legaler, aber
    genderkritischer Tweets Besuch von der Polizei bekommen (Stichwort „noncrime
    hate incidents“). In Norwegen drohen bei „Missgendering“
    Gefängnisstrafen, in Deutschland gilt ein neues Gesetz, das
    für jeden bis zu 10.000 Euro Strafe vorsieht, der biologische Realität anspricht
    (Transfrauen ziehen bereits jetzt gegen Menschen und Medien vor Gericht, die
    sie als „Mann“ bezeichnen). Die Grünen Frauen Wiens haben seit kurzen mit
    Valerie Lenk den Vater von vier Kindern im Vorstand sitzen, und gratulierten
    im Frühjahr 2023 biologisch männlichen Personen zum Lesbian Visibility Day.
    Dazu kommt, dass Frauen, die sexuelle Gewalt erlitten haben, in Teilen des
    englischsprachigen Raums nicht einmal ein Krisenzentrum für vergewaltigte
    Frauen aufsuchen können, ohne ausschließen zu können, auf biologisch
    männliche Personen zu treffen – und wehe, sie verlangen „women only“
    Räume. Transfrau Mridul Whadwa vom Edinburgh Rape Crisis Center
    bezeichnete solche Frauen aus „bigots“, die damit rechnen sollten, mit „ihren
    Vorurteilen konfrontiert zu werden.“

    Auch andere Frauenräume sind mehr und mehr in Gefahr. In Deutschland
    werden Organisationen wie Terre des Femmes, oder der Deutsche Frauenrat
    von TRAs und ihren Allys übernommen, die Definition von Frau
    „transinklusiv“ gemacht, negative Konsequenzen dieser Kursänderung (wie
    eine drohende Spaltung von TDF) werden klein geredet. (Auf Twitter blenden
    TDF und der Frauenrat kritische Kommentare aus bzw. schalten die
    Kommentarfunktion gänzlich ab, was auch keinen guten Eindruck hinterlässt).
    Manchen TRAs reicht es aber nicht, KritikerInnen auf Social Media zum
    Schweigen zu bringen. Bei „Let women speak“-Events von Kelly-Jay Keen, aber
    auch diversen anderen feministischen Veranstaltungen wurden Queer14
    Aktivisten physisch übergriffig. Das von Frauen für Frauen gegründete
    Musikfestival „Michfest“ wurde von GenderideologInnen so lange bekämpft,
    bis es nicht mehr stattfand. (Dana Rivers, eine der Transfrauen, die das Festival
    sabotierten, wurde für den bestialischen Mord an zwei lesbischen Frauen und
    deren schwarzen Adoptivsohn zu lebenslanger Haft verurteilt, abzusitzen in
    einem Frauengefängnis.) Lesbenbars, Dykeaufmärsche und sapphische
    Organisationen trauen sich wegen des Pushbacks von Transaktivisten nur noch
    selten, biologisch männliche Personen auszuschließen. In Australien hat eine
    Transfrau die Erfinderin der App „Giggle“ vor Gericht gezerrt, da die App
    ausschließlich für Frauen und Mädchen gedacht war, aber nicht für
    Transfrauen. Bitten missbrauchte oder behinderte Frauen darum, in intimen
    Situationen von rein weiblichem medizinischen Personal betreut zu werden,
    werden sie bestenfalls als TERFS abgekanzelt und finden ihre höflichen Emails
    als Negativbeispiele in „gendersensiblen“ Schulungen wieder. Im schlimmsten
    Fall riskieren sie, die medizinische Behandlung zu verlieren, wie im Fall des
    Londoner Princess Grace Hospital, dass 2022 eine dringende Darm-OP absagte,
    um die Gefühle des „transidenten Personals“ zu schützen. (Dank des medialen
    Drucks fand sich zwar ein anderes Spital, die Operation konnte aufgrund des
    durch den Stress verschlechterten Gesundheitszustands der Patientin erst
    Monate später stattfinden).

    Eine weitere negative Konsequenz von „Gender statt Geschlecht“ ist die
    Verfälschung von Statistiken. Der Löwenanteil von Sexual- und
    Gewaltverbrechen wird von biologisch männlichen Personen aller
    Genderidentität begangen. Von Transfrauen begangene Verbrechen also Frauen
    zuzurechnen, bildet Tatsachen falsch ab. So berichtete eine Studie der Med-Uni
    Hamburg-Eppendorf, bis zu 10% aller Pädophilen seien Frauen. Dass 4 der 50
    teilnehmenden Personen biologisch männlich waren, schien für die
    StudienautorInnen kein Problem darzustellen.

    Diese Entwicklungen bleiben nicht ohne Konsequenzen. Wenn alles, was
    Frauen – aber auch die LGB(T)-Community – sich in den letzten Jahren und
    Jahrzehnten erkämpft haben, auf dem Altar der Genderidentität geopfert zu
    werden droht, steigt der Pushback gegen Queeraktivismus, die Akzeptanz für
    LGBTQ+ sinkt. Mehr und mehr frustrierte LGBs fordern eine Abspaltung von
    TQ+, während rationale Transmenschen (auf die in der Debatte oft vergessen
    wird) mit Horror beobachten, was „in ihrem Namen“ geschieht.
    Jeder, der der Entwicklung auch nur zart widerspricht, riskiert, im besten Fall
    den Twitter-Account zu verlieren, im schlimmsten Fall den Lebensunterhalt.
    Zur Identifizierung der „Feinde“ wurde von TRAs vor einiger Zeit eine „TERF-Liste“
    mit 40.000 Namen erstellt, in der die Autorin dieses Essays sich als Nr. 37243
    wiederfindet – gemeinsam mit JK Rowling (21673), Philosophin Kathleen Stock
    (11872), der grünen Nationalratsabgeordneten Faika El-Nagashi (13119), USSchwulen-
    Ikone und Mitbegründer der ersten NYer Pride-Parade Fred Sargeant
    (15439) und sogar genderkritischen Transsexuellen Buck Angel (6653), Fionne
    Orlander (14865) und Scott Newgent (31857)).
    Ginge es nun bei all dem Aktivismus tatsächlich rein um die Sicherheit
    transsexueller Menschen, würde man die Möglichkeiten zusätzlicher
    genderneutraler Räume und offener Sportkategorien diskutieren, oder/und
    darüber nachdenken, wie man Männern beibringen kann, Transfrauen in Ruhe
    ihr Geschäft verrichten zu lassen. Diese Optionen werden von den Gender-
    Kämpfern aber massiv abgelehnt, da die Benutzung von Frauen-Räumen
    wegfallen würde, auf die sie ein Anrecht zu haben glauben (manche TRAs
    vergleichen den Kampf um den Einlass biologisch männlicher Personen in
    Frauenräumen mit Antirassismus und sich selbst mit den Opfern von Jim
    Crow-Gesetzen und Apartheid). Statt rationale Lösungen zu finden, werden
    wie in Deutschland Self-ID Gesetze gepusht, die bestehende Probleme
    verschlimmern werden. Nichts scheint wichtiger als die Bestätigung der
    Gender-Identität. Sogar Kinder und Jugendliche werden in den letzten Jahren
    zu Soldaten und vor allem Opfern der Gender-Front. Geschlechtsdysphorie bei
    unter 18-jährigen, vor 2010 nahezu unbekannt, stieg in den westlichen Ländern
    um tausende Prozent an. Waren die wenigen Einzelfälle früher weitgehend
    (meist feminine / homosexuelle) Burschen, fühlen sich jetzt überwiegend
    Mädchen „im falschen Körper gefangen“. Bekannt ist, dass
    Geschlechtsdysphorie fast nie alleine auftritt, sondern in der Regel in
    Kombination mit anderen Faktoren wie Homosexualität (und internalisierter
    Homophobie), Neurodivergenz (meist Autismus-Spektrum) oder/und
    Missbrauchserfahrungen und anderen Traumata einhergeht. Auch mehren sich
    die Hinweise, dass Geschlechtsdysphorie nach Ende der Pubertät in den
    meisten Fällen nicht weiter besteht, und dass aus dysphorischen Teens meist
    glückliche, oft homosexuelle Erwachsene werden. Dennoch wird diesen
    Kindern und Jugendlichen häufig keine umfassende Psychotherapie angeboten,
    die alle der Dysphorie zugrunde liegenden Probleme erforscht. Stattdessen
    erfolgt allzu oft die Gabe von Pubertätsblockern und Crossex-Hormonen,
    gefolgt von „geschlechtsangleichenden“ Operationen. In Kanada haben
    Transrechtsaktivisten dafür gesorgt, dass solche „gender affirming care“ die
    einzige akzeptable Behandlungsmethode ist. ÄrztInnen und TherapeutInnen,
    die die Wurzeln der Dysphorie durch eine Gesprächstherapie erkunden wollen,
    riskieren den Verlust ihrer Zulassung. Auch in anderen Ländern erklären TRAs,
    die Suche nach den Ursachen eine Dysphorie sei „Konversionstherapie“ und
    gehöre verboten.

    Den rapiden Anstieg dysphorischer Kinder erklären Queer-AktivistInnen durch
    einen „freieren Umgang der Gesellschaft mit dem Thema“. KritikerInnen dieser
    These sprechen von Rapid Onset Gender Dysphoria und sehen die wachsende
    Anzahl von transidenten Menschen als Folge von sozialer Ansteckung, nicht
    nur, aber verstärkt durch das Internet. Psychologinnen ziehen Parallelen zur
    Entstehung / Verstärkung von Essstörungen wie Anorexie und Bulimie von
    Mädchen und jungen Frauen, und den Einfluss von Social Media auf diese
    Entwicklungen. Genauso wie bei Essstörungen scheint bei manchen jungen
    Mädchen und Frauen die Angst vor der eigenen Weiblichkeit und dem Leben
    als Frau in einer patriarchalen Gesellschaft eine Rolle zu spielen. Für diese
    These spricht auch, dass es immer öfter Schulklassen, Freundeskreise und sogar
    Familien mit zwei, drei oder sogar mehr Mitgliedern gibt, die sich als trans /
    nichtbinär / genderfluide identifizieren. Als jemand, die für ihren Roman
    MONSTROSA das Thema Essstörungen und social contagion intensiv
    recherchiert hat, finde ich diese Entwicklung sehr beunruhigend.
    Dazu steigt nicht nur die Zahl transidenter Menschen, sondern auch die der
    „detransitioners“, also (meist jungen) Männern und Frauen, die ihre Transition
    und die Spätfolgen bereuen, und die versuchen, wieder als ihr
    Geburtsgeschlecht zu leben. In queeraktivistischen Kreisen wird die Existenz
    der Detransitionier meist klein geredet – man bezieht sich oft auf eine Studie
    aus den Niederlanden und spricht von „weniger als 1%“. Nicht nur, dass die
    1% sich auf ausschließlich Fälle beziehen, wo unglückliche Detransitioner sich
    an die behandelnde Klink gewandt haben, und somit alle Fälle von Menschen,
    die nicht mehr zu den Kliniken zurückkehren, nicht erfasst werden. Die Studie
    endet mitten in den Zehner-Jahren, wo der „Trans-Trend“ gerade erst richtig
    begonnen hat. Da zwischen Transition und Detransition in der Regel mehrere
    Jahre liegen, ist diese Studie somit nicht aussagekräftig.

    Die bittere Erkenntnis der Detransitioner ist, dass man sein Geschlecht nicht
    ändern kann. Man kann versuchen, durch Hormone und Operationen sein
    Aussehen dem anderen Geschlecht anzugleichen, wie erfolgreich man damit ist,
    variiert. Was diese Maßnahmen immer mit sich bringen, sind massive
    gesundheitliche Risiken von Pubertätsblockern (die nicht – wie von TRAs
    behauptet, vollkommen reversibel sind), Crossex-Hormonen und
    geschlechtsangleichenden Operationen wie doppelter Mastektomie.
    Nun steht es Erwachsenen selbstverständlich frei – idealerweise im Rahmen
    einer Therapie und nach gründlicher Beratung mit ÄrztInnen – ihr Aussehen
    durch Hormone und chirurgische Eingriffe zu ändern, wenn sie sich eine
    Linderung ihrer Dysphorie erwarten. Die Frage ist, inwiefern man Kindern und
    Jugendlichen, die psychische Probleme haben, eine solche lebensverändernde
    Entscheidung zumuten kann. Zumal viele von ihnen nicht wirklich einschätzen
    können, welche Auswirkungen diese Entscheidung für den Rest ihres Lebens
    hat.

    Berichte über Menschen, die ihre Transition bereuen, finden sich in linken und
    liberalen Medien immer noch eher selten, genauso wie Texte genderkritischer
    Stimmen. Die Argumente gegen eine ausgewogene Berichterstattung lauten,
    den politischen Gegnern kein Material liefern zu wollen. Einzig konservative
    bis rechte Medien räumen dem Thema wirklich Platz ein. Ein Teil dieser
    Berichte von Medien rechts der Mitte scheinen ehrliches Interesse und
    Verständnis widerzuspiegeln. Eine Aneignung des Themas durch gewisse
    Kreise bringt aber eine Gefahr der weiteren Spaltung der Gesellschaft, und das
    Erstarken der politischen Rechten. US-Rechtsaußen Matt Walsh mag in seinem
    Film „What is a woman“ valide Argumente bringen und die Verblendung von
    Gender-ExpertInnen enthüllen, benützt seine Kritik an queeren Kreisen für
    seine eigene, erzkonservative Agenda. Walsh ist nicht der einzige politische
    Medienmacher, der seine kritische Haltung für mehr Reichweite nutzt. In einer
    Welt, in der rechtskonservative bis rechtsextreme Kräfte zunehmend an Land
    gewinnen, stärken problematische Entwicklungen im linken Aktivismus
    zunehmend das Spektrum weit rechts der Mitte. US-Twitter-Accounts wie
    „Libs of Tiktok“ posten täglich Videos von „genderfluiden“
    VolksschullehrerInnen, die Erstklässlern von 70 Gendern predigen, von
    Dragqueens, die bei „familienfreundlichen“ Brunchs direkt vor den kleinen
    Augen von Kindergartenkindern „twerken“, oder von kleinen Buben, die
    „Karriere“ als „Dragqueen“ machen und bei Erwachsenen-Events auftreten
    („Desmond is Amazing“ und „Lactatia“ – inwiefern ein neunjähriges Kind auf
    die Idee kommt, sich den Bühnennamen „Lactatia“ zu geben, ist eine valide
    Frage). Auch im deutschsprachigen Raum schaden Aussagen und Aktionen
    von TRAs und deren Allys dem Ansehen der linken Politik und tragen zur
    Spaltung bei. Mehr und mehr Feministinnen fühlen sich politisch heimatlos,
    überlegen, in Zukunft weiß zu wählen. Wenn kritische linke / feministische
    Stimmen vom TRAs und ihren Verbündeten als „faschistoid“ und „nazi-nahe“
    verunglimpft werden, trägt das nicht gerade zu einem sachlichen Diskurs bei
    (die NS-Verharmlosung / Relativierung vonseiten mancher linker
    AktivistInnen ist Stoff für eigene Essays).

    Manche PolitikerInnen scheinen so tief in ihrer Blase zu stecken, dass sie die
    Konsequenzen ihres Handelns gar nicht bedenken. In Wien ließen sich Grünen-
    Abgeordnete Ewa Dziedzic und andere Queer-AktivistInnen beim IDAHOBITTag
    2022 vor einem „TERFS BOXEN“-Transparent ablichten und posteten das
    Bild auf Social Media. Erst nach einiger Kritik wurde das Foto gelöscht, und
    Dziedzic distanzierte sich von der Aussage – allerdings nicht sehr sichtbar,
    sondern versteckt im hintersten Winkel eines Twitter-Threads. Auch in
    Deutschland stießen Druckwerke und – beim CSD in Dresden auch ein Plakat –
    der Linken-queer auf Kritik. Aussage: „Terfs can suck my huge trans cock“, was
    unter sexuelle Belästigung fällt und in Zeiten von #metoo nie hätte verteilt /
    aufgehängt werden dürfen.
    Noch extremer der Fall von Julia Köck, Transfrau in der Grazer Stadtregierung.
    Köck kommentierte Anfang Sommer 2023 unter einem Tweet über eine
    radikalfeministische Demo in Wien „P99“ – spielte also auf eine Schusswaffe
    (Walther P99) an und drohte den Frauenrechtlerinnen mit Waffengewalt.
    Zuerst redete Köck sich auf einen Irrtum aus, behauptete, beim Einstecken des
    Handys „aus Versehen“ die Feststelltaste, das P und zweimal die Neun
    gedrückt zu haben. Nach massivem Druck musste Köck das Amt zurücklegen.

    Auch in Deutschland liefern Queer-Aktivisten den rechtsrechten Steilvorlagen.
    Transfrau Maja Tegeler von den Linken – eine sehr eindeutig männlich gelesene
    Person – beschwerte sich in einem Video, dass das Selbstbestimmungesetz
    Transfrauen nicht automatisch den Zugang zu Saunen und Umkleidekabinen,
    und wies die von Frauen geäußerten Ängste als „unbegründet“ zurück. Alice
    Weidel re-tweetete das Video, kommentierte: „Gestern noch ein Mann, heute
    schon eine Frau und neben Dir in der Sauna oder Umkleidekabine. Die Ampel
    macht´s möglich“. (Dass viele der Kommentare unter Weidels Tweet sich nicht
    sachlich mit Tegleres Aussage auseinandersetzten, sondern das Aussehen der
    Transfrau kritisierten, war von AFD-WählerInnen allerdings nicht anders zu
    erwarten). Nun kann man argumentieren, dass der Schaden sich in Grenzen
    hält und AFD-Wählerinnen ohnehin nie Parteien links der Mitte wählen. Die
    Befürchtung, dass solche Tweets auch moderaten Konservativen in die
    Timeline gespült werden und den Eindruck erwecken, Linksparteien hätten
    inzwischen völlig den Bezug zur Realität verloren und seien nicht
    koalitionsfähig, kann man nicht von der Hand weisen. Die politische und
    soziale Debatte leidet auf jeden Fall. Dabei sollte Linke und Liberale sich geeint
    dem erzkonservativen Backlash entgegenstellen. Idealerweise, indem man nicht
    immer neue Gender-Kästchen baut, sondern (wie von Radfems gefordert) das
    Konzept von Gender und Stereotypen hinterfragt, und eine Welt erschafft, wo
    der Menschen als komplexe, magische Individuen gesehen werden, dessen
    Geschlecht nur bei gewissen körperlich-medizinischen Themen eine Rolle
    spielt. Eine Welt, in der Frauen ihre „maskulinen“ Seiten ausleben und
    langhaarige Männer mit Glitzerohrringen sich freudig die Nägel lackieren
    können – ganz ohne Stereotype.

  • Monstrosa,  Prosa

    Mikulov-Residency und Lesung in Brno 13.5.25

    Autorenlesung

    13.05.2025 18:00, Mährische Landesbibliothek, Kounicova 65a, Brno, Milan Kundera Bibliothek, 1. Stock

    (C) Elodie Grethen
    Die österreichische Autorin Rhea Krčmářová ist die erste Stipendiatin des Programms Mikulov Residency, das in Zusammenarbeit von dem Österreichischen Kulturforum Prag, der Österreichischen Gesellschaft für Literatur und der Mährischen Landesbibliothek stattfindet.

    Rhea Krcmarova wurde in Prag geboren und wuchs in Wien und Umland auf. Sie studierte Sprachkunst an der Universität für Angewandte Kunst Wien und wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Rhea Krčmářová schreibt Prosa, Theatertexte, Libretti, Essays und Gedichte (u.a. auf Instagram), und experimentiert mit transmedialer Kunst, Textkunst und Buchkunst.

    Die Autorin stellt den von der Kritik gut aufgenommenen Roman Monstrosa (Kremayr & Scheriau, 2023) sowie das aktuelle umfangreiche Romanprojekt mit dem Titel Dorf unter Wasser, das in Tschechien bzw. in Rückblenden in der Tschechoslowakei der 1970er-Jahre angesiedelt ist.

    Die Lesung und das Gespräch mit der Autorin findet auf Tschechisch statt. Eintritt frei.

    (Quelle: https://www.oekfprag.at/literatur/rhea-krcmarova-monstrosa-2025-05-13/)

  • Interview,  Lyrik

    Poesiegalerie Fragebogen: Rhea Krčmářová

     

    Die POESIEGALERIE stellt ihren Autor*innen Fragen zum Schreiben
    Heute die Antworten von Krčmářová Rhea

    1. Schreibst du regelmäßig? Zu welchen Zeiten und an welchen Orten?

    Prosa/Drama/Essay: Es kommt ganz darauf an, in welcher Phase sich das Projekt gerade befindet. Es gibt Wochen, da schreibe ich jeden Tag. Während der Recherchephasen mache ich mir eher Notizen. Lyrik: Meine „Instagram-Gedichte“ entstehen meist unterwegs, ich schreibe am Handy und poste sie gleich auf Instagram. Bei meinem neuen Gedichtband Austrian Gothic geht Schreiben und Recherche Hand in Hand.

    Grundsätzlich versuche ich auch in Schreibvorbereitungsphasen (ich habe einen Hang zu sehr rechercheintensiven Projekten) zumindest kleinere Texte zu schreiben, um „im Fluss“ zu bleiben – Gedichte, Notizen, Tagebuch …

    Gesamter Fragebogen: hier

  • Lyrik,  Multimedia,  Performance

    Lesungen Frühling / Sommer 2025

    6.4 19h Lesung Café Anno – Monstrosa, Lerchenfelder Straße 132, 1080 Wien

    10.4. 19h Lesung und Austrian Gothic-Performance im Rahmen von „50 Bände Limbus Lyrik“ –  Literaturhaus Wien

    28.4. 20h Blumenmontag / Semmelweiß-Klinik (Details folgen)

    10.5. 11h Rund um die Burg – Restaurant Vestibül, Burgtheater (Poesiegalerie-Lesung mit Udo Kawasser)

    22.6. 11h O.Heim-Festival/Literaturschiff: Lyrische Matinee & Musik – Rhea Krčmářová, Tamara Štajner, Anna Anderluh

    26.7. 18.30h Kultursommer Wien – Performance mit Kholoud Sharaf, Orwa Alshoufi und Birgit Selhofer (Details folgen)

  • Interview,  Monstrosa

    Interview mit dem feministischen Magazin Wepsert

     

    Das Monster bin ich

    Eine Station zur Behandlung von Essstörungen. Ein Kult um die Kontrolle des Körpers und ein Kampf um Leben und Tod.

    Rhea Krčmářová verwebt in ihrem 2023 bei Kremayr und Scheriau erschienen Roman Monstrosa die Spannung eines Schauerromans mit implizit in den Handlungsverlauf eingewobenen Fragen: wie viel Sinn macht es Menschen mit Essstörungen als Gruppe stationär zu behandeln? Wie lernt frau wieder auf den eigenen Körper und seine Kraft zu hören, wenn es einer von Kindheit an abtrainiert wird? Herausgekommen ist ein Buch, das wir an einem Wochenende weggeschmökert haben.

    © Rhea Krčmářová

    Es geht um Isabella Vlcek, eine Opernsängerin, die keine Engagements bekommt. Und deswegen abnehmen soll. Letzte Hoffnung: ein stationärer Aufenthalt. Doch ihre Mitpatient:innen in der Klinik kämpfen nicht darum, weniger zu essen, sondern darum, nicht zu essen und zu erbrechen. Isa stört diesen Pakt und wird damit zur Feindin. Ein Kampf, bei dem sie mehr und mehr auf sich alleine gestellt ist, weil die Station während der Pandemie vergessen wird, beginnt.

    Rhea Krčmářová treibt in ihrem Buch die Fragen der gesellschaftlichen Dimension des Monsterwerdens zum Äußersten. Alles läuft im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Ruder. Und das liest sich unglaublich spannend. Es ist gleichzeitig ein Buch, das nicht bei der Frage stehen bleibt: hat meine Krankheit mein Ich gefressen? Sondern stattdessen Bilder liefert für Selbstermächtigung, Mut, Zorn. Ein Buch, das die Kraft, die in unseren Monstern schlummert, weckt.

    Wir haben Rhea Krčmářová 5 Fragen zu ihrem Buch gestellt und wollen hier auch auf zwei Möglichkeiten verweisen, das Buch transmedial zu erkunden“

    WEITERLESEN AUF WEPSERT.DE

  • Instagramlyrik,  Lyrik

    Tagebruch Instant – Rezension in der FURCHE

     

    Neue Rezension von Semier Insayif (DIE FURCHE)

    „Die Gedichte in Rhea Krčmářovás neuem Gedichtband „Tagebruch / Instant“ sind tagebuchartige poetische Einträge von Momentaufnahmen. Sie lassen eine Vielfalt an Situationen, Themen und Atmosphären auftauchen, ihr Gestus reicht von analytisch, reflexiv, provokant, kämpferisch bis zärtlich. Da wird etwa eine urbane Verkehrssituation mit urlaubstauglichen Meeresidyllen assoziativ ineinander gegossen: „meine Fußspitzen umbranden / U-Bahnwellen zweiminütlich / die Rücklichtkolonne jenseits der Flussandeutung / frisst sich / behäbig / in werdende Nacht“.“

    Weiterlesen auf furche.at

  • Instagramlyrik,  Lyrik

    Tagebruch Instant – Rezension Literaturhaus Wien

    Tagebruch / Instant

    Rhea Krčmářová

    // Rezension von Maren Sophia Streich

    „nevernotbroken“ heißt es unter anderem auf der Buchrückseite. Die Verse hier sind die einzigen, die nicht mit Datum versehen sind und außerhalb dieser Ordnung die vorliegende Sammlung einrahmen. Der schmale Band ist bunt eingefasst, von verschiedenen stark bearbeiteten Fotografien der Autorin. Viele der Texte sind zuvor auf Instagram gepostete Lyrik, die nun hier im Druck neu eingefasst werden.

    Der Titel Tagebruch / Instant verweist auf zwei Eindrücke (oder genau genommen Assoziationen): Zum ersten ist Tagebruch ein Bergschaden, der bis an die Erdoberfläche (Bergmannsprache: „Tag“) dringt und also sichtbar wird. Man denkt an Fotografien von Wiesen mit kraterartigen Löchern und riesigen Mulden, die ohne offensichtlichen Grund in der Landschaft auftreten. In Bergbauregionen kommen diese sonderbaren Erscheinungen öfter vor, etwa durch Stollen, die alt oder nicht aufgefüllt sind. Der Begriff Instant lässt sich übersetzen mit Augenblick oder Moment.“

    Weiterlesen auf Literaturhaus Wien

  • Essay

    Essay „Deutschförderklassen“ im Standard

    Deutschförderklassen sind eine Chance, keine Schande!

    Die Kritik an den Sprachkursen für Kinder reißt nicht ab. Doch ein Kind einfach in den Regelunterricht zu stecken ist auch keine Lösun

    Kind schreibt mit einem Bleistift Wörter auf Deutsch (Mama, Oma, etc.) in ein Schulbuch, über
    Deutsche Sprache, schwere Sprache. Wie lernt ein Kind am besten Deutsch als Fremdsprache?
    Foto: Getty Images / Romrodinka

    Fördern Deutschklassen für Schülerinnen und Schüler die Parallelgesellschaft? Das behauptete der Favoritner SPÖ-Bezirksrat Muhammed Yüksek unlängst in einem Interview. „Wenn ich ein Kind wäre und ich komme in so eine Klasse, wo nur ‚Migranten‘ sitzen, dann würde ich sehr wohl sagen, schaut her, die wollen uns nicht haben.“ Er ist nicht der Einzige, der so argumentiert. Seit ihrer Einführung stehen die Sprachkurse für Migrantenkinder in der Kritik. Kinder direkt in die Regelklassen einzugliedern, um dort Deutsch durch den Kontakt mit Mitschülerinnen und Mitschülern zu lernen, wäre erfolgversprechender, heißt es. Dieses „Lernen durch das Eintauchen in die Sprache“ funktioniert in der Regel aber alles andere als optimal.

    (…)

    hier weiterlesen