Den letzten beißen die Hunde

Den ersten beißen die Hunde (Kurzstück – Teil 3 von „Wiener Abend“)

 

Ein ausgebauter Dachboden, hoch über dem Wiener Residenzviertel.

Mehrere Flaschen Wein, leer.

 

Personen:

Der Rupi

Die Desi

Der Nuki

Die Isi

Der Hucki

Die Milli

 

Die Milli:        Also, bei ihren Beinen …

Die Isi:            Krautstampfer meinst du … echte Krautstampfer. Wie man´s die so macht, in Mistelbach. Excuse moi, Huki.

Die Desi:         Der Muki hat einfach keinen Geschmack. Entschuldige, Huki.

Die Milli:        Und jedes Mal ein Kurzdirndl. Jedes einzelne Mal.

Der Nuki:        Autschi.

Die Desi:        Noch dazu Chiffon, bitte. Vermutlich Universalversand. Abteilung Landhaus.

Die Isi:            Hauptsache prall und so richtig glänzend.

Die Desi:        Damit´s so richtig schön knackig aussieht. Wetten, es gibt morgen ein Getratsche, dass sie im vierten Monat ist?

Die Isi:            Morgen ist Madame sicher zuckerlrosa. Und irgendwelche eingefärbten Orchideen im Haar, und einen Schleier.

Die Desi:         Zum Dirndl. Mindestens.

Der Nuki:        Soll ma´s ihr sagen?

Der Hucki:      Na, was glaubst?

Die Desi:         Also, ich würd´s ihr ja sagen.

Die Isi:            Na sicher. Müd schaust aus, Huki.

Der Huki:        Wie spät haben wir´s?

Die Milli:        Halbe viere … warte … zwanzig vor vier …

(schenkt sich noch Wein ein).

Der Huki:        Ach du Himmel. Ich sollte. Ich sollt wirklich. Aber ich mag nicht. Außerdem bin ich besoffen.

Die Desi:         Bist du nicht.

Der Rupi:        Hubert, du musst. Du bist der Trauzeuge.

Die Desi:        Auch wenn´s nur ein schwacher Moment war, Huki, du musst. Du hast immerhin Pflichten.

Der Huki:        Erinner´ mich nicht dran.

Der Nuki:        Du hast Pflichten, zu vernichten (lacht). Dass muss mindestens peinlich, mindestens heftig werden, morgen bei der Feier. Du hast dir eh was ausgedacht, was Ordentliches, gell Huki? Du wirst es ihnen doch bitte ordentlich geben, Huki, oder?

Die Isi:            Wisst´s noch? Bei der Thesi und beim Karli haben sie ja sie Brieftauben bunt eingefärbt … obwohl´s gewusst haben, dass es regnen wird.

Die Desi:        Ja genau. Und sie Viecher sind dann im ärgsten Tuscher losgelassen worden, im Herzen des Wolkenbruches, sozusagen, sind also aufgestiegen und die ganze Farbe hat sich gelöst …

Die Milli:        Hat´s nicht ein weißes Dirndl angehabt, die Thesi?

Die Desi:         Nachher nimmer. Sag, Schatz, haben wir noch einen Traminer?

Der Rupi:        Hast Du dir eh was einfallen lassen, Huki? Warte, Desi, ein Flascherl sollt ma, glaub ich  noch haben … Ich schau nach (ab)

Der Huki:        Was glaubt?

Die Isi:            Was denn?

Der Huki:        Das sieht morgen.

Die Isi: Geh, Huki.

Der Huki:        Na, nix. Morgen.

Die Milli:        Wird brillant, wie ich den Huki kenne.

Der Huki:        Gewiss, Madame Louisa.

Die Isi:            Geh, Huki (schlägt seinen Arm)

Der Huki:        Pardon, Miss Isi.

Der Rupi:        (kommt zurück): Da, Schatzerl … ich hab jetzt nur den Zierfandler g´funden … Brauchst gar kein Schnoferl ziehen … Wobei, die Desi wirst ja eingeweiht haben? Als Trauzeugin der Braut.

Die Desi:         Na, hat er nicht, der Kerl der. Der Rupi hätt mich sicher eingeweiht.

Der Rupi:        Bussi, Schatz (küsst die Desi)

Der Huki:        Zeig her, was hast? Na geh … Schoss Göllerstein? Du säufst den G´schloder vom Fonsi? Sorry, Milli, ja, das ist der Bruder von deinem Ex, aber ich frag mich, wie man aus einem derart alten Weingut nur so einen … also, ich will ja jetzt nicht unhöflich sein, aber die schönen alten Trauben, das tut schon sehr weh … und dabei ist der Mann angeblich Önologe … Studiert hat er´s zumindest, und was ist? Ich mein der schmeckt ja echt nach Schafspipi, nach gekochtem …

Die Desi:         Huki! Wir sind immer noch bei Tisch.

Die Milli:        Musst ihn ja nicht trinken.

(…)